Mittwoch, 19. September 2012

Wirkung von Cannabis auf Epilepsie




Forscher der Universität von Reading entdeckten, dass drei Cannabissubstanzen zur Verminderung und Kontrolle von epileptischen Anfällen beitragen können.


Laut Dr. Ben Whalley, Leiter der Forschungsgruppe der pharmazeutischen Fakultät der Universität von Reading, ergaben Tierversuche, dass diese Substanzen Anfälle und Krämpfe erfolgreich verhindern können und gleichzeitig weniger Nebenwirkungen aufweisen als herkömmliche Epilepsiemedikamente.
Er äußert sich folgendermaßen: „Cannabis war seit den 1960er- und 1970er-Jahren mit einem Stigma behaftet und wurde mit Konsum zur Entspannung assoziiert. Aus diesem Grund tendierte man dazu, seinen medizinischen Nutzen nicht weiter zu untersuchen.
Cannabis wird als Fundgrube von Substanzen betrachtet, die für pharmakologische Zwecke genutzt werden könnten. Wir haben auf unserer Liste ungefähr ein Dutzend potenzieller Epileptiker, von denen wir bisher drei getestet haben. Die Ergebnisse sind vielversprechend.
Die Substanzen werden sehr gut vertragen, sodass nicht die für die herkömmlichen Behandlungsmethoden typischen Nebenwirkungen auftreten.“

Epilepsie wird durch eine plötzliche Entladung elektrischer Aktivität im Gehirn verursacht, wodurch die übliche Übertragung von Mitteilungen zum Erliegen kommt. Dadurch können lähmende Anfälle hervorgerufen werden, die selbst zu Verletzungen führen können.
Dr. Whalley und seine Kollegen Dr. Claire Williams und Dr. Gary Stephens arbeiten mit der Pharmafirma GW Pharmaceuticals an der Entwicklung und Testung neuer Behandlungen von Epilepsie mit Cannabis.
Zwei der gefundenen Substanzen, Cannabidiol und GWP42006 haben sich in Tierversuchen bei der Kontrolle von Anfällen als sehr wirksam erwiesen. Die Forscher hoffen nun, innerhalb der kommenden drei Jahre mit klinischen Studien am Menschen beginnen zu können.
Keine der Substanzen verursacht übrigens das typische “High”, das mit Cannabis assoziiert wird.
Die Forscher, deren aktuelle Ergebnisse zu den Substanzen in der Wissenschaftszeitschrift Seizure publiziert werden, gehen davon aus, dass die Cannabissubstanzen die Signale stören, die das Gehirn unverhältnismäßig erregen und damit epileptische Anfälle auslösen.

Bisher hat sich die Erforschung von Cannabis zur medizinischen Nutzung auf die Behandlung von multipler Sklerose und Schmerzlinderung bei Krebspatienten beschränkt.
Mark Rogerson vom GW Pharmaceuticals kommentiert: „Medizinische Cannabinoide können zur Behandlung vieler Krankheiten wie MS und Schmerzen eingesetzt werden.
Die Arbeit von Dr. Whalley und seinem Team führt uns in einen völlig neuen Bereich mit hohem, nicht befriedigtem Bedarf.
Das Stigma lässt sich durch die Tatsache ausgleichen, dass es eine ernst zu nehmende Medizin für gravierende Beschwerden ist.“
Ein Wortführer für Epilepsy Action zum Thema: „Epilepsie ist ein Zustand, der sehr schwer behandelt werden kann.
Wir wissen, dass einige Epileptiker Cannabis zu medizinischen Zwecken einsetzen. Dennoch sollte festgestellt werden, dass obwohl Cannabis bei einigen Patienten eventuell die Anfälle vermindert, bei anderen Patienten jedoch mehr epileptische Anfälle auslösen könnte.
Aus diesem Grund begrüßen wir weitere Forschung auf diesem Gebiet. Dadurch könnte unser Verständnis über alternative Therapien erhöht werden. Für Patienten, die auf traditionelle Behandlungsmethoden nicht reagieren, könnte sich die Forschung außerdem langfristig positiv auswirken.“


Quelle 

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