Mittwoch, 19. September 2012

Hanfbeton? Französischer Schatz? Ehrlich!

Der nachwachsende Rohstoff Hanf kann als wärmedämmender Alternativbaustoff verwendet werden. Ein patentiertes Verbundmaterial aus Hanf und Kalk wird von der französischen Firma Chenevotte Habitat angeboten. Bei der mechanischen Zerfaserung der Pflanze entstehen Hanfschäben mit feinen Härchen, die einen hohen Haftverbund bewirken. Als Zusatz zu Putzmörtel wird die Rohdichte verringert und damit die Dämmung erhöht.
 
 
 
 

Technische Eigenschaften
Rohdichte:
- in loser Schüttung ca. 100 kg/cbm, dann ist lambda=0,05
- in Mischung mit Kalk als Putzmörtel ca. 500-800 kg/cbm
Hohe Festigkeit.
Gute Verankerung der Hanfschaben mit natürlichen, sulfatfreien Kalken wie Luft- und hydraulische Kalke durch hohen Krümmungsbereich und feine kleine Haare. Luftkalk: Entsteht durch Brennen von Kalkstein bei 1050-1250 Grad C. Bindung durch Wasser und Luftkohlensäure. Hydraulischer Kalk: Kieselsäure- und Tonerdehaltig. Aushärtung und Karbonatisierung an Luft dauert ca. 4 Tage. Zementähnliche Erhärtung, diffusionsoffen. Hydratation durch chemische Bindung von Wasser mit Bildung wasserunlöslicher Hydrate.

Hygrische Eigenschaften
Relative Gleichgewichtsfeuchte 8-12 Prozent, dadurch Schutz des Holzes im Fachwerkbau.

Thermische Eigenschaften
Gute Wärmespeicherfähigkeit durch hohen Siliciumgehalt der Pflanze. Bei Wandstärke von 5,0 cm und Innendämmung mit Hanf-Kalk-Dämmputz (lambda=0,12) beträgt K-Wert 2,3, bei Wandstärke von 10,0 cm ist K=1,1 W/qmxGrad C

Mechanische Eigenschaften
Oberflächenfestigkeit nach 5 Tagen erreicht. WTA-Vorschriften werden erfüllt.

Akustische Eigenschaften
Der Dämmputz ist Schalldämm- und Schallabsorptionsmittel.

Diffusionsverhalten
Der aufgenommene Luftwasserdampf wandert von Stellen mit hohem Dampfdruck zu Stellen mit niedrigem Dampfdruck, d.h. fast immer von der warmen zur kalten Seite. Unbehinderte Wasserdampfdiffusion gewährleistet optimales Wohnklima.

Brandverhalten
Hohe Brandfestigkeit, bis zu Brandstoffklasse B1

Verhütung von Fäulnis und Pilzbefall
Aseptische und bakterizide Eigenschaften

Herstellung und Verarbeitung
Vorbehandlung: Vornässen oder vorstreichen mit Kalkmilch.
Verarbeitung: Hanf-Kalk-Putz ist reiner Handputz, d.h. Anwerfen mit Maurerkelle, Glätten und ggfls. Überfilzen. Oberflächengestaltung: gefilzte Oberfläche (ähnlich Rauhfasertapete, mit pergamentgelber Farbe), geglättete Oberfläche (ähnlich konventioneller Putz, aber lebendigere Oberfläche), geglättete, überschliffene Oberfläche (leichter Glanz, durch Lichteinfall leichtes Schimmern in der Putzoberfläche), Kalktünche (Anspritzen des Kalks und Glätten mit der Kelle. Oberfläche in gebrochenem Weiß).

Anstrichtechniken
Freskotechnik: Kalkmilchgrundierung, darauf folgend 3 x naß-in-naß ein Kalkanstrich aus Sumpfkalk mit Zusätzen versetzt.
Zusätze:
- Heringslake dient zum besseren Abbinden der drei Farbschichten und bewirkt Festigkeit durch hohen Eiweißgehalt.
- Lein- oder Hanföl statt Heringslake zur besseren Wisch- und Abriebfestigkeit.
- Erdpigmente für Farbigkeit.
Anstrich für Außenbereich: 1. Fresco-Anstrich 3 x naß-in-naß oder 2. Anstrich aus Kali-Wasserglas mit Grundierung und Fixierung.
Auftrag nicht bei direkter Sonneneinstrahlung und Temperaturen unter 5 Grad C.

Einsatzbereich
- Innen- und Außendämmung
- Komplettausfachung im Fachwerkbau
- Einlagiger Ausgleichsputz bei Mauerwerksunebenheiten (bis 4 cm Dicke)
- Dämmputz mit Wandheizung
- Hanf-Kalk-Estrich (Fußboden, Obergeschoß)
- Innen- und Außenputz (1-2 cm Dicke)
- Sanierputz für durchfeuchtetes Mauerwerk (mehrlagig, pro Lage max. 5 cm Dicke).

Vorteile von Hanfschäbenputz
- Chemisch reines Baumaterial, Stabilisierung ohne Syntheseprodukte
- Niedriger Kohlendioxid-Ausstoß. Langfristige Bindung des Kohlendioxids durch Kalk.
- Thermisches Schallisoliermittel, Schallabsorptionsmittel, hygrometrisches Reguliermaterial und Antisalpeterbehandlung
- Ökologischer Naturbaustoff.

Zusammensetzung
Mit dem Patent DE 19643605C2 ist folgender Baustoff geschützt:
20 Vol.-Teile Wasserkalk, 10 Vol.-Teile hydraulischer Kalk, 70 Vol.-Teile Hanfschäben, Wasser, 15 Vol.-Teile Sand
Verwendung des Baustoffs als Putz oder Estrich. (sr)


Quelle
 


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